Praktikum als Altenpfleger

Die Suche nach einem Praktikumsplatz in der Heimat gestaltete sich schwieriger als ich gedacht habe. Ich hatte meine Dienste in verschiedenen Firmen angeboten, habe aber leider keinen Erfolg gehabt. Durch den Besuch meiner Oma im Altersheim bin ich dann auf die Idee gekommen, mich einfach mal auf einem ganz neuen Gebiet zu versuchen: in der Altenpflege. Dazu braucht man keine besonderen medizinischen Vorkenntnisse, denn das erledigen die ausgebildeten Alten- bzw. Krankenpfleger/innen. Woran es aber immer mangelt sind einfach Menschen, die den Alten Leutchen die Zeit verschönern mit Gesprächen, Vorlesen aus der Zeitung, Spaziergängen oder manchmal auch nur die Hand zu halten.

Meine Oma freute sich natürlich mächtig, als ich ihr später erzählte, dass ich nun 3 Monate jeden Tag im Altersheim sein würde und sie weihte mich auch gleich in die Geheimnisse aller Mitbewohner ein, wer welche Gebrechen und Probleme hatte, vor wem ich mich besser in Acht nehmen sollte, wer wahrscheinlich bald sterben würde und wer immer die Fernbedienung vom Fernseher versteckt. Auch zeigte sie mir ganz stolz die moderne Zimmereinrichtung mit modernen Seniorenbetten und ihrer neuen Viscoschaummatratze. Auch erklärte sie mir wo die Küche, der Aufzug und die Toiletten sind, was ich allerdings schon von der Stationsschwester erfahren hatte. Es fiel mir dann schon etwas schwer, meiner Oma zu erklären, dass ich nicht nur für sie da sei, sondern dass ich mich auch um die anderen Bewohner kümmern müsste, die mich schon ganz neugierig beäugten. Ich hatte ein Fotoalbum und Postkarten aus Syrien mitgebracht und legte dies im Aufenthaltsraum aus und stellte so fest, wer vielleicht etwas über das Leben dort erfahren möchte. Auch wenn ich als Altenpfleger eigentlich nichts an Erfahrung für mein weiteres Studium dazugewinnen kann, so lernt man doch viele Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten, was einem ja im Leben auch weiterhelfen kann.

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